Demenz-Formen und Möglichkeiten zur Therapie

Demenz - Was passiert im Gehirn?

 

Das Krankheitsbild Demenz entsteht durch unterschiedliche Veränderungen im Gehirn.

Absterben von Nervenzellen ist ein Grund dafür.

Dies kann dazu führen, dass das Gehirn auf lange Sicht bis zu 20 % schrumpft und nicht mehr die gewohnte Hirnleistung erbringen kann.

Ein weiterer Grund kann eine Störungen in der Kommunikation zwischen den Nervenzellen sein.
Dies bedeutet, dass die Weiterleitung und Verarbeitung von Informationen nicht mehr einwandfrei möglich ist.

Eine Gedächtnisstörung, oder Einschränkungen der Leistungsfähigkeit des Gehirns werden im Alter manchmal auch nur schleichend bemerkt.

So können Veränderungen der Schlafgewohnheiten, Appetitmangel, Verschlechterung der Stimmung (Depression), Orientierungsstörung Hinweise auf eine beginnende Demenz sein.

Daher sollten auch leichte Gedächtnisstörungen, unabhängig von depressiven Symptome, ernst genommen werden und frühzeitig abgeklärt werden.

  • Alzheimer-Demenz
  • Vaskuläre (gefäßbedingte) Demenzen
  • Mischform: Alzheimer und vaskuläre Demenz
  • Frontotemporale Demenzen
  • Lewy-Body-Demenzen
  • Medikamentös bedingte Demenz
  • Demenzen z.B. bei Pick-Krankheit, Chorea Huntington oder beim primären Parkinson Syndrom

Alzheimer-Demenz - Was ist das?

  • Alzheimer ist die häufigste Demenzform
  • Typisch ist ein schleichender Beginn
  • Die Symptome verschlechtern sich mit der Zeit

Eiweißablagerungen im Gehirn stören den Stoffwechsel der Nervenzellen, was zur Folge hat, dass fortschreitend Nervenzellen im Gehirn absterben.

Daher kommt es zu einem langsamen, aber fortschreitenden Krankheitsverlauf mit Verwirrtheit, Gedächtnisverlust und Orientierungslosigkeit. 

Die Alzheimer-Demenz ist bisher nicht heilbar, es gibt jedoch Möglichkeiten den Krankheitsverlauf mit seinen Symptomen zu lindern oder zu verlangsamen.


Vaskuläre Demenz - Was ist das?

  • Die gefäßbedingte Demenz ist die zweithäufigste Demenzform
  • Ursächlich ist eine Störung der Blutversorgung des Gehirns 
  • Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Hirnblutungen, Hirninfarkt, Arterienverkalkung können somit zu einer Demenz führen
  • Unterschiedliche Verlaufsform: Symptome können über eine längere Zeit stabil bleiben, oder sich sogar vorübergehend verbessern
  • Meistens treten die Symptome plötzlich auf 

In den meisten Fällen ist der schrittweise Abbau von Nervenzellen im Gehirn für eine Demenz verantwortlich, aber auch Durchblutungsstörungen des Gehirns können ein Auslöser für eine Demenz werden. Selten spielen auch Stoffwechselerkrankungen, Vitaminmangel, oder Medikamente als Ursache eine Rolle.

Häufige Ursachen für Demenz

  • Abbau von Nervenzellen im Gehirn ->
    Neurodegenerative Erkrankungen
    z. B. Alzheimer-Krankheit, Lewy-Körperchen-Krankheit, Erkrankungen des Stirnhirns (Frontotemporale Degenerationen)
  • Erkrankungen der Blutgefäße des Gehirns, die zu einer Durchblutungsstörung führt -> vaskuläre Demenz
     

Seltenere Ursachen für Demenz

  • Neurologische Vorerkrankung (z. B. Parkinson)
  • Stoffwechselerkrankung (z. B. Diabetes mellitus)
  • Infektionen
  • Schädel-Hirn-Trauma
  • Medikamenteneinnahme (z.B. Neuroleptikum, Antidepressivum)
  • Tumore (gut- und/oder bösartige)
  • Gehirnblutungen
  • Vitaminmangel (Vit. B6, B12, Folsäure)
  • Hormonmangel
  • Abfluss-Störung des Nervenwassers (Liquor) im Gehirn

 

Die Symptome einer Demenz sind vielfältig und können je nach Form und Grad unterschiedlich ausgeprägt sein. Damit eine Demenz diagnostiziert werden kann, müssen die folgenden beschriebenen Symptome länger als sechs Monate bestehen und weiterhin zunehmen. 

Wesentliche Merkmale:

  1. Die Minderung der kognitiven Fähigkeiten
  2. Veränderung des Sozialverhaltens, der Persönlichkeit, des Antriebs, oder der Stimmung.

 

1. Minderung der kognitiver Fähigkeiten, was bedeutet das?

Gedächtnis
Erkrankte vergessen nicht nur das was neu für sie ist, sondern auch übliche Handlungsabläufe des alltäglichen Lebens können im Verlauf nicht mehr selbstständig getätigt werden.

So kommt es vor, dass beispielsweise das Kochen für die Familie, oder Reifen wechseln nicht mehr möglich ist, oder Betroffene viel zu viel einkaufen, weil sie vergessen haben, dass sie bereits einkaufen waren.

Denkvermögen
Für einen gesunden Menschen ist es selbstverständlich die Fähigkeit zu besitzen, Zusammenhänge begreifen zu können, Dinge zu verstehen und benennen zu können, oder auch Planungen vorzunehmen. In all diesen Bereichen kann es bei demenziellen Erkrankungen zu Einschränkungen und Störungen kommen.

Beispielsweise kann sich dies im Alltag dadurch äußern, dass Termine / Treffen (Arzt, Familie, Bekannte, Freunde) nicht mehr organisiert, terminlich abgestimmt und geplant werden können.

Sprache
Schon im Frühstadium eines Demenz-Syndrom kann es auffallend sein, dass es zu Wortfindungsstörungen kommt. Häufig wird versucht durch Umschreibungen der Worte, die Kommunikation aufrecht zu erhalten. Wenn selbst das nicht mehr gelingt, kann dies bis zu einer vollkommenen Verstummung führen. Da Betroffene dies selbst als starke Frustration erleben, können sich in Folge davon aggressive Verhaltensweisen entwickeln.

Aufmerksamkeit
Die Fähigkeit sich gezielt auf eine Sache zu konzentrieren, und die Aufmerksamkeit zu halten, die notwendig ist, um sich eine Handlung auszuführen, nimmt ab.

Auffassungsgabe
Innerhalb des Demenz-Syndroms kann es zu Einschränkungen der Auffassungsgabe kommen. Das heißt, die Fähigkeit Ereignisse, oder Dinge wahrzunehmen und zu erkennen nimmt ab.

​​​​​Orientierungssinn
Beim Orientierungssinn wird zwischen räumlicher, zeitlicher und situativer Orientierung unterschieden.

Was bedeutet eine räumlichen Orientierungsstörung? 
Betroffene finden beispielsweise den sonst bekannten Weg, vom Supermarkt, oder Arzt nicht mehr nach Hause. Dies kann zur Folge haben, dass Menschen mit einem Demenz-Syndrom auf Begleitung und Unterstützung angewiesen sind, da sie sich selbständig nicht mehr in der Öffentlichkeit bewegen können.

Was bedeutet eine zeitliche Orientierungsstörung?
Die zeitliche Orientierung ist gestört, wenn nicht mehr bestimmt werden kann, welches Jahr, welcher Monat, oder welcher Tag ist. 

Was bedeutet eine situative Orientierungsstörung?
Lebenssituationen werden falsch eingeschätzt, was häufig zu Gefühlen von Angst und Unsicherheit führen kann. Der Betroffene weiß, es stimmt etwas nicht, kann aber die Gründe nur im Außen vermuten und nicht bei sich selbst. Diese Form der Desorientierung fällt in der Regel am seltensten auf, da Betroffene sich selbst nicht eingestehen möchte, dass sich etwas verändert hat.

 

2. Veränderung von Sozialverhalten, Persönlichkeit, Antrieb oder Stimmung

  • Veränderung von Sozialverhalten: Veränderungen des Sozialverhalten und üblichen Verhaltensweisen können sich entwickeln und individuell ausgeprägt sein. Ein Beispiel könnte sein, dass immer gleichzeitig mit dem Essen begonnen wurde, und ein Betroffener sein Verhalten auf einmal ändert und im Vorhineinen mit dem Essen beginnt. Der Erkrankte selbst bemerkt oftmals keine Veränderung, dese werden eher von Außenstehenden wahrgenommen.
  • Persönlichkeit: Durch das demenzielle Syndrom kann es sein, dass sich die Persönlichkeit verändert und Betroffene andere Charakterzüge annehmen, beispielweise kann eine ruhige und ausgeglichene Person in Folge der Erkrankung aggressiv und unzufrieden auftreten.

  • Antrieb: Es kann sein, dass sich die Motivation und der Antrieb, für Dinge, die das Leben lang Freude machten, verändert. Beispielsweise Desinteresse von Hobbys, oder die Lust an der Teilnahme des gesellschatlichen Leben tritt in den Hintergrund.

  • Stimmung: Auch die Stimmung kann sich verändern oder stark schwanken. Durch die kognitiven Einschränkungen kann es zu Gefühlen wie Angst, Wut, oder Trauer kommen, welche die Stimmung des Erkrankten beeinflusst.
     

Die Veränderungen können alle Areale des menschlichen Gehirns betreffen. In Abhängigkeit der Region im Gehirn, die betroffen ist, kommt es zu entsprechenden Ausfällen und Symptomen. Mit Fortschreiten der Erkranknung nehmen die Schäden im Gehirn und somit auch die Symptome zu.

Symptome und Krankheitsverlauf eines Demenz-Syndroms können vielfältig sein. Meistens schreitet die Erkrankung langsamt fort, so dass die Übergänge zwischen den einzelnen Demenzstadien fließend sind.

Ab Beginn von Symptomen beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung etwa sieben Jahre.
Der Krankheitsverlauf kann sich aber auch auf bis zu 20 Jahre erstrecken.

Alzheimer-Demenz - FRÜHES STADIUM - Vergesslichkeit

  • Kurzzeitgedächtnis lässt nach
  • Erste Wortfindungsstörungen und Orientierungsprobleme
  • Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen

Alzheimer-Demenz - MITTLERES STADIUM - Deutliche Ausfälle

  • Langzeitgedächtnis geht zunehmend verloren
  • Vermehrte Sprachstörungen und Orientierungslosigkeit
  • Verhaltensstörungen und Wesensänderung
  • Alltägliche Verrichtungen fallen immer schwerer

Alzheimer-Demenz - SPÄTES STADIUM - Kontrollverlust

  • Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschwimmen
  • Viele Betroffene stellen das Sprechen ein
  • Zunehmendes Umherirren
  • Körperlicher Verfall bis zur Bettlägrigkeit
  • Verkleinerung des Hirns bis 20%

Bei der vaskulären, also gefäßbedingten, Demenz gibt es dagegen keinen einheitlichen Verlauf: Die Symptome können über längere Phasen stabil bleiben oder sich zeitweise sogar verbessern

Eine frühzeitige Diagnostik auch leichter Beschwerden ermöglicht die Erkennung und die Behandlung von Erkrankungen im Anfangsstadium. Ein schnelles Handeln steigert die Anzahl der Behandlungsmöglichkeiten und kann so helfen, die Lebensqualität der Betroffenen – und des sozialen Umfeldes - dauerhaft zu verbessern.

Zunächst muss geklärt werden ob Gedächtnis-, Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen normale Alterungserscheinungen, oder die Folge einer Demenz-Erkrankung sind bzw., ob andere psychische oder körperliche Erkrankungen (z. B. Depression, Stoffwechselerkrankungen) die Ursache dafür sind. Zu diesem Zweck erfolgt üblicherweise zunächst die Vorstellung in unserem Alzheimer Gedächtniszentrum. Erhärtet sich dabei der Verdacht auf eine Demenzerkrankung, folgen meist noch weitere Untersuchungen. Dazu kann in manchen Fällen ein stationärer Aufenthalt nötig sein. Üblicherweise können die Untersuchungen jedoch in einem fünfstündigen teilstationären Aufenthalt erfolgen.

Folgende Untersuchungen werden durchgeführt:

  • Anamnese und Fremdanamnese
  • Körperliche, neurologische und psychiatrische Untersuchungen
  • Neuropsychologische Untersuchungen (z.B. Gedächtnistest)
  • Laborchemische Untersuchungen (Hämatologie, klinische Chemie, Endokrinologie, Serologie)
  • Neuroradiologische Untersuchungen (strukturelle Bildgebung des Gehirns mittels Kernspintomographie oder Computertomographie)
  • Nuklearmedizinische Untersuchungen (Positronen-Emmissions-Tomographie (FDG-PET), Dopamin-Transporter-Szintigrafie (DaTScan)
  • Untersuchung des Nervenwassers (Lumbalpunktion)

Je früher die Behandlung anfängt, desto erfolgversprechender ist sie.

Im Gegensatz zu den primären Demenzen können die sekundären manchmal sogar geheilt werden, wenn man die Grunderkrankung therapiert.

Wir behandeln folgende Formen:

  • Alzheimererkrankung
  • Vaskuläre Demenzen
  • Gemischte Demenzformen
  • Frontotemporale Demenzen
  • Lewy-Body-Demenzen
  • Demenzen z.B. bei Pick-Krankheit, Chorea Huntington oder beim primären Parkinson Syndrom
  • Leichte kognitive Störungen



Ziel der Behandlung primärer Demenzerkrankungen ist, die Selbständigkeit im Alltag zu erhalten, die Lebensqualität zu verbessern und die psychosozialen Kompetenzen zu stabilisieren und zu erhalten.

Wir arbeiten dabei z. B. mit:

  • Medikamentöser Therapie
  • Gedächtnistraining
  • Physiotherapie
  • Haushaltstraining
  • Musiktherapie
  • Ergotherapie
  • Kunsttherapie

 

Zur Beratung und Unterstützung der Angehörigen arbeiten wir mit der Münchner Alzheimer Gesellschaft zusammen.

  • Neurokognitive Testung
    Es werden Ihnen Fragen und Aufgaben gestellt, die einer genaueren Einordnung Ihrer kognitiven Fähigkeiten und Ihres Gedächtnisses erlauben.
     
  • Nervenwasserpunktion
    Bei der Nervenwasserpunktion wird Ihnen in einer risikoarmen Routineuntersuchung mit einer sehr feinen Nadel Nervenwasser aus dem Rückenmarksraum entnommen. Im Nervenwasser können Eiweiße nachgewiesen werden, die Rückschlüsse auf entzündliche Prozesse im Nervensystem erlauben (Amyloid-ß, Tau-Protein).
     
  • Elektroenzephalogramm (EEG)
    Mittels Elektroenzephalogramm erfolgen Ableitung und Aufzeichnung der Hirnströme, die auf auffällige Muster untersucht werden.
     
  • Positronenemissionstomographie (PET)
    Bei der Positronenemissionstomographie werden unter Verwendung radioaktiver Marker Stoffwechselvorgänge im Gewebe dargestellt. Diese Untersuchung ist mit einer sehr geringen und unbedenklichen Strahlenbelastung verbunden.
     
  • Magnetresonanztomographie (MRT)
    Bei der Magnetresonanztomographie können mittels starker Magnetfelder die Funktionsweise und die strukturelle Beschaffenheit des Gehirns sichtbar gemacht werden. Unter Berücksichtigung von Gegenanzeigen (z. B. Herzschrittmacher) ist diese Untersuchung ungefährlich und mit keinerlei Strahlenbelastung verbunden.

 

Internet-Links


Alzheimer Gesellschaft München e. V.
Die Alzheimer Gesellschaft München e. V., EinBlickDemenz, verbindet fachliches Wissen und persönliche Erfahrungen zur Alzheimer-Krankheit.
> Zur Webseite

Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V.
Neben häufig gefragten sowie ethischen Fragen zur Alzheimer-Krankheit, bietet die Alzheimer Gesellschaft ein umfassendes Archiv über Medizin und Forschung.
> Zur Webseite

Hirnliga – Deutschlands Alzheimer Forscher
Die Webseite der Hirnliga beschreibt Forschungsprojekte und deren Ergebnisse zur Alzheimer-Krankheit.
> Zur Webseite

Alzheimer Forschung Initiative e. V.
Hier finden Sie umfassenden Informationen über die Krankheit Alzheimer
> Zur Webseite

Alzheimer-Krankheit 
Hier finden Betroffene und Angehörige weitere Informationen zur Alzheimer-Krankheit. Von der Diagnose bis zur Pflege der Erkrankten.
> Zur Webseite